Montag, Februar 12, 2007

Bye-Bye Nanjing

Uff… so, morgen geht’s weiter. Wieder Sachen packen… Aber was soll’s- mit jeder weiteren Packaktion komme ich ein Stückchen weiter nach Hause. Und ich freue mich auf ein highly civilized Shanghai. This will be somehow a great change.

In China spielt die Familie eine ziemlich wichtige Rolle, wenn nicht sogar die Wichtigste. Und so ist es eine große Ehre, wenn man als Ausländer in die Familien der Geschäftsfreunde mit aufgenommen wird. Und diese Ehre ist mir zu Teil geworden, denn Mr. Zhang hat mich zu seiner Nichte gemacht. So kann mir auf meinen zukünftigen Reisen hier nicht mehr viel passieren, denn damit verpflichtet er sich, auf mich aufzupassen.
Das ist eigentlich nur die Vorgeschichte der eigentlichen Story, die ich heute zu berichten habe. Denn am Samstag ist traurigerweise sehr plötzlich der Vater von Mr. Zhang gestorben. Und nach einiger Diskutiererei mit Bill und Mrs. Wang, was für uns Ausländer die angemessene Art und Weise zu kondolieren sei, sind wir dann am Sonntag mit unserem Fahrer, Bill und Mrs. Wang aufgebrochen, um der Familie von Mr. Zhang unsere Ehre zu erweisen.
Das ist hier ein hochoffizieller Ritus. Ich musste gut frühstücken, denn erst hieß es, wir müssten uns vor der Leiche verbeugen- die war aber dann doch Gott sei Dank schon auf dem Weg zum Krematorium. Mr. Zhang nahm uns vor der Arbeitersiedlung in Empfang. Wir boten ihm Geld an- 1.000 RMB (ca. 100 Euro), er lehnte es ab- auch das gehört zum Ritus (das Anbieten und das Ablehnen des Geldes). Hätte er das Geld angenommen, hätte er uns auch zur heutigen Einäscherung einladen müssen. Dann sind wir rein in die kleine 2-Zimmer Wohnung und wurden nacheinander der Familie vorgestellt, haben unsere Blumenarrangements mit den chinesischen Trauerbändern abgegeben und mussten uns dann vor einem Altar mit Räucherstäbchen und Fotos verbeugen.
Ich meine so abgefahren wie diese ganze Geschichte auch für mich war- aber so habe ich einen Einblick in die tiefsten chinesischen Familienstrukturen bekommen, der mir sonst verwährt geblieben wäre.
Für Mr. Zhang bricht nun eine 49tägige Trauerzeit an, in der er als Sohn seinem Vater gegenüber verschiedene Pflichten erfüllen muss. Wenn ich das richtig verstanden habe, je Woche eine andere Sache.

Ansonsten: Business as usual- eating and drinking all day long. :o) So langsam gewöhne ich mich an diesen merkwürdigen Mampf hier…

Heute ist Montag- also noch 5 Tage bis ich wieder deutschen Boden betreten werde. Danke Euch allen für die netten, lieben Worte. Das dämpft das Heimweh etwas. Ich komme noch nicht einmal dazu Postkarten zu schreiben. Die einzige freie Zeit die ich bisher hatte, hatte ich am Samstag und da habe ich einen Tempel besucht- also auch wieder nüx mit Postkarten schreiben. Aber is’ ja auch kein Urlaub, nech?!

Kisses,
NINA



Toilette "Chinese Style"

Onkel und Nichte - Mr. Zhang und Nina

Die Altstadt von Nanjing

Dito.



Business at Nanjing Luzhou Machine Works - der Kooperationspartner für die Windenherstellung

Typenschild einer Hatlapa-Rudermaschine

Saturday-Afternoon-Sightseeing I

Saturday-Afternoon-Sightseeing II


Saturday-Afternoon-Sightseeing II

Musikalische Früherziehung

Donnerstag, Februar 08, 2007

Neuigkeiten aus Nanjing

Vorab: es scheint, Ihr habt mich falsch verstanden, denn das Essen ist zwar bisher ziemlich beängstigend gewesen, aber der Rest passt schon soweit. Es ist eben alles, nunja, anders. Aber was will man erwarten- ich bin am anderen Ende der Welt in einem sozialistisch regiertem Land, mit einer schwindelerregend weit zurückreichenden Geschichte und Kultur, in dem die Menschen anders denken, anders reden... Da kann es einfach nicht so sein wie zu Hause.
Aber zu Anfang war das schon ein Schock. Mittlerweile geht es.

Die ersten beiden Tage waren wir im Süden des Landes, in Guangzhou. Viel von der Gegend haben wir dort nicht zu sehen bekommen und von daher hatte ich nur den Eindruck von den Menschen um mich herum und dem Essen. Dann sind wir weiter geflogen Richtung China-Mitte sozusagen- nach Wuhan. Eine furchtbar hässliche Stadt am Jangtse. Dort haben wir eine Werft besucht und eben auch etwas von der Gegend gesehen. Es ist wirklich erschreckend wie weit die Schere hier auseinander klafft. In den Städten sieht man zwar auch hie und da furchtbar arme Menschen, aber das ist im Prinzip nicht anderes als bei uns. Aber wie die Menschen in den Suburbs Leben, übertrifft jede Vorstellungskraft. Deshalb fällt es mir auch schwer diese Eindrücke zu beschreiben. Und fotografieren kann man so etwas schon gar nicht. Da stehe ich dann im Hosenanzug mit meinen High Heels im Schlamm vor der Schiffswerft und ich werde geohrfeigt von dieser herzzerreißenden Ungerechtigkeit. Die Menschen, die dort in unmittelbarer Umgebung zur Werft leben, sind so unbegreiflich arm, dass es einem, während man dort auf ein Taxi wartet, förmlich das Herz zerreißt. Und es wird einem klar, dass man, während man durch das Land reist, äußerst privilegiert ist. Ein Fahrer fährt uns zum Hotel und bringt uns auch wieder zum Flughafen. Wir schlafen in First Class Hotels. Gehen mittags und abends schick (wenn auch nicht lecker) essen. Und so weiter und so fort. Da sieht man das richtige China nicht. Das richtige China ist eben nicht dieses boomende mehr kapitalistische, als sozialistische China. Das richige China ist mehr. Dazu gehören eben auch diese furchtbaren Lebensumstände, die die Mehrheit dieser riesigen Bevölkerung ihr zu Hause nennen.
Keiner dieser Menschen hat jemals oder wird jemals das Privileg haben, in einer der großen, schönen Städte wie Nanjing oder Shanghai zu studieren, geschweige denn ein Studium im Ausland zu absolvieren. Sie werden nie die Chance haben teilzuhaben am Boom.
Und man vergisst sie auch schnell wieder. Kaum ins Taxi gestiegen, war ich zwar erst noch sehr ergriffen. Aber sobald man wieder seine Welt betritt, verblasst das Bild vom anderen China- auch wenn man es noch so sehr festhalten will.

Und so bin ich wieder im vermeindlich besseren China angekommen- wie gesagt in Nanjing. Hier die letzten Fotos. Enjoy. :-)



McDonalds, McDonalds :)

Eigentlich mag er gar keine Eiscreme- aber uns zu liebe, isst er sie doch. Unser Bill...


Feierabend-Bierchen

Unser Hotel in Nanjing: Madarin Garden

Mrs. Wang und Nina- nach einem Essen, was wirklich lecker war und gar nicht eklig...

Blue Marlin. Eine Bar, die komplett auf Ausländer eingestellt ist:
Erdinger Weißbier, Haxe und Sauerkraut etc. SCHLIMM...


Rock Music- made in China. Anne und Matthias, habt Ihr eigentlich mittlerweile eine Band? Die wären was für Euch ;)

Late night drinking

Lecker Cocktails schlabbern. Yummi.


Das Heimweh schwindet übrigens, denn mein Freund hat bei Youtube ein Video für mich gepostet :o) Da ich hier leider kein High Speed Internet zur Verfügung habe, lädt es der Rechner immer noch herunter. Ich werde es mir gleich zum Einschlafen dann anschauen. Ich freue mich schon :-)
Ich hoffe, es geht Euch allen gut. Munter bleiben.


Montag, Februar 05, 2007

Aus dem Reich der Mitte


Ich bin immer noch völlig geflasht von den Ereignissen hier.

Gestern habe ich im Gedanken schon meine Kündigung verfasst und Pläne geschmiedet, wie sich eine alternative Zukunft gestalten ließe. Alles Männer hier und keiner schaut mir in die Augen und nimmt mich für voll. Kam dann auch noch hinzu, dass auch fachlich bei mir noch große Lücken klaffen. ICH WAR FERTIG. Wollte zurück zu Butting, in vertrautes Fahrwasser. Zu westlichen Sitten beim Essen und Themen wo ich mitreden kann.

Aber der Reihe nach. Gestern nach 30 Stunden ohne Schlaf sollte eigentlich ein inoffizielles Dinner mit unserem Kooperationspartner stattfinden. Aber es kam Lektion Nummer eins: Planänderung. Nichts mit fix und firm. Hatte ich mich in Deutschland doch schon im Detail auf die einzelnen Firmen die wir treffen sollten vorbereitet, konnte ich diese Vorbereitung getrost in die Tonne treten. Angesagt war ein offizielles Dinner mit Guangzhou Shipyard. O.k., Haare strähnig und fettig and only half an hour left to get dressed up for an official dinner. Da muss man dann durch. Und überhaupt: HILFE! Ich bin doch gerade erst angekommen. Will mich erstmal vertraut machen mit der Umgebung, den Menschen. Aber nix is. Muss man durch.

Und es war wie vermutet. Schrecklich steif. 12 Machos, Herr Schmidt und ich. Man isst mit den wichtigen Leuten nicht etwa zusammen im Großraumlokal gemeinsam mit dem Pöbel, sondern im Separée. Und dann kamdas Essen. Gefühlte 20 unterdrückte Frauen servieren es. Ich hatte keine Chance. Die Herren rechts und links von mir schaufeln alles ungefragt auf meinen Teller. Hatte ich da noch einen Würgereiz nach dem anderen, da die servierten Sachen noch Schnäbel, Füße, Borsten, Köpfe inklusive Augen und sonstige Extremitäten an sich baumeln hatten, war dieser Ekel schon verschwunden. Das Rezept zum „Nicht-Kotzen“? Nicht fragen. Einfach essen. Und schon gar nicht im Nachhinein grübeln: „Habe ich wohl schon Hund gegessen?“ Und dabei erst Recht nicht an so Darlings wie Jette denken. Nein, dann kommt es ganz bestimmt wieder oben raus– das Essen. Und bei allem was ich bisher schon probiert habe, muss ich sagen, dass die Gänseleber mit der darunter liegenden Zunge bisher das Ekeligste war. Alles andere war in Ordnung. Auch die Schlange, von der ich nicht wusste, dass es eine war. Uah. „Sagen’se mal, Herr Schmidt, was waren eigentlich diese Knochengerüste, die man abknabbern musste?“ „Das war Schlange, Frau Burghardt.“ Achso, ne, is’ klar. Gott sei Dank war das Essen schon verdaut und daher kein spontaner Brechreiz mehr möglich. Ein großer Fehler meinerseits dann noch, dass ich, als alle anfingen zu rauchen, Herrn Schmidt um eine Kippe bat. Alle schauten mich an. Und waren so erleichtert mich rauchen zu sehen. Normalerweise schmöken die hier während des gesamten Essens. Nur aus Rücksichtnahme auf mich, unterließ man das bisher. Soweit so gut. Aber heute bekam ich dann die Quittung. Die Mär von der quarzenden Deutsch sprach sich schnell herum und so forderte mich alle 5 Minuten ein anderer Chinese auf, eine von seinen Kippen zu testen. Erklär mal einer diesen Typen, dass man eigentlich nur alle 2 Monate mal eine schmökt. Das glaubt dir hier kein Schwein.

Heute morgen dann nach einer fast durchwachten Nacht (Mama, das nächste Mal gibst Du mir gefälligst Drogen mit auf den Weg!) war es dann nicht besser. Wir besuchten Guangzhou Wenchong Shipyard. Und mir wurde klar: „Gott, ich habe keinen Schimmer, was die hier sabbeln.“ Wie furchtbar. Und es folgte ein Official Lunch, mit diesen Leuten. Ohne großen Unterschied, zu dem Official Dinner gestern abend.

Heute abend dann nach den Business Affairs, dann endlich mal ein inoffizielles Dinner. Und das war wirklich richtig nett. Am Ende habe ich sozusagen meinen Mann gestanden und die Herren um den Finger gewickelt. Auch wenn sie das niemals zugeben würden, aber Frau hat so was einfach im Gefühl. Spätestens als ich meine Ärmel hochgekrempelt hatte, um mit Mr. Zhang Armdrücken zu machen war die Sache geritzt. :-) „Mr. Zhang, try to be a gentleman… Uah… Mr. Zhang- you really have to try harder.“ Aber nix is’… Ich wurde besiegt. (Note to myself: vor dem nächsten Trip muss ich unbedingt meinen Bizeps trainieren…)

So, und nun sitze ich hier und will zumindest noch meine ersten Fotos online stellen.

Ich vermisse Euch schrecklich. Alles ist so anders hier. Nicht unbedingt schlecht, aber wirklich strange.



Mr. Schmidt und Bill vor dem ersten offiziellen Dinner



Me and the duck head (in meiner Hand- nicht der Typ neben mir...)


Even more duck (or pigeon or whatsoever) heads...



Guangzhou Wenchong Shipyard




Alles hört auf mein Kommando. Uuuuuunnnd... loooos!!


Schneller, schneller, schneller!!!



Kidding with Mr. Zhang

Me finally :o)